Franglais

Franglais – von den englischen Wörtern in der französischen Sprache

 

Es ist ein altes Cliché, das Franzosen kein Englisch sprechen können und nur ihre, die schönste, umwerfendste und tollste Sprache tolerieren. Das wusste ich – aber nun gibt es selbst in Frankreich eine Bewegung, die immer mehr englisch-sprachige Begriffe in die Werbungen, Presse etc. einführt. Diese Entwicklung ist in etwa gleichzusetzen mit dem Denglisch in der deutschen Sprache, in Frankreich wird daraus franglais (français + anglais). Dabei wird allerdings nicht auf eine „englische“ Aussprache geachtet, alles wird schön mit französischem Akzent betont, so dass Deutsche oder allgemein Ausländer manchmal nur Bahnhof verstehen…

Bereits an meinem ersten Tag machte mich eine deutsche Ex-Mitbewohnerin darauf aufmerksam. Ihr Freund, ein Franzose, hatte ihr irgendwas erzählt und dabei die Hauptstadt Floridas erwähnt. Sie dachte, es handelt sich um einen neuen Ausdruck, den sie noch nicht kannte und fragte gleich nochmal nach, was er damit meinte. In ihrem Kopf überlegte sie, seit wann man nicht mehr „mon ami“ sagt. Ihr Freund schaute sie verwirrt an und fragte: „Wie, du kennst Miami nicht? Aber das ist doch die Hauptstadt Floridas in den USA! Das musst du doch kennen!“
Nach einigen Sekunden hatte meine deutsche Freundin verstanden und lachte erst einmal vor sich hin, bis sie dem verdutzten Franzosen erklärte, dass sie Miami [mi’ami] nicht verstanden hat, weil er es falsch, also französisch, ausgesprochen hatte. Wir kennen Miami als [mei’ämi], während der Franzose alles französisiert und wir armen Ausländer und Sprachenlerner dumm dastehen und uns fragen, was für ein neues Wort das nun schon wieder ist. Sprecht es einfach mal in französischer und englischer Version laut vor euch hin, ihr werdet einen großen Unterschied bemerken 🙂

Weiterhin habe ich vor einiger Zeit ein Werbeplakat der französischen Fastfoodkette „Quick“ entdeckt, dass mit dem Slogan „My french burger“ warb. Gut sichtbar war ein * hinter den Slogan getippt und am unteren Rand des Plakats konnte man die Übersetzung des ach so schwierigen Ausdrucks lesen: Mon burger à la française

Und zu guter Letzt fehlen natürlich noch ein paar Erfindungen von Apple. Unser Ipod [ei’podd] wird dann schnell zum [i’pood] und das Ipad [ei’päd] zum [i’pad] – und dann soll sich nochmal jemand wundern, wenn die französischen Schüler kein ordentliches Englisch können…
Zu meiner Integration gehört allerdings (leider) auch, dass ich ebenso diese Worte jetzt in französischem Akzent sage. Einfach weil ich Angst habe, dass mich sonst kein Franzose mehr versteht…

 

Bye bye Nice!

Seit zwei Wochen bin ich nun schon wieder zu Hause, zu Hause in Deutschland. Während die ersten Tage in der Heimat doch etwas komisch waren und ich ständig Französisch geredet habe, klappt jetzt alles wieder bestens und ich fühl mich wohl.
Und doch: 11 Monate in einer fremden Stadt und einem fremden Land gehen nicht spurlos an mir vorbei. Ich habe ganz viele Erinnerungen an schöne Stunden, nette Leute und leckeres Essen&Trinken mit in mein anderes „zu Hause“ genommen – und die Hoffnung, all die lieben Menschen irgendwann mal wiederzusehen!

Dieses Jahr Auszeit (année sabbatique, wie ich es Franzosen immer erklärt habe…) hat mir unheimlich viel gebracht. Ich bin offener geworden gegenüber fremden Kulturen und neugierig, was die Welt noch alles zu bieten hat. Ich bin erwachsener geworden, kann alleine Entscheidungen treffen und brauche nicht ständig meine Familie um mich herum. Ich habe gelernt, mich durchzusetzen und meine Ideen einzubringen, ob bei fantasievollen Crêpe-Zutaten oder auf Arbeit. Ich habe geliebt und gelernt, in den richtigen Momenten zu gehen. Ich weiß jetzt, was es heißt, das Leben zu genießen.
Und ich kann jetzt verdammt nochmal Französisch reden. 🙂

Und deshalb bin ich stolz auf mich, dieses Jahr durchgezogen zu haben. Es gab immermal kleine Hänger, aber genügend Leute, die mich mit meterlangen Mails (ja, ich denke an dich, B.), endlosen Telefonaten (danke Mama+Papa!), vielen Facebook-Nachrichten (tut mir leid, liebe L.,dass ich nicht immer zurück geschrieben habe…) und Meldungen à la „Ich bin heut am Radisson in XY vorbeigefahren und hab an dich gedacht.“ immer wieder aufgebaut haben. Ich danke euch wie verrückt dafür, ebenso all den Leuten, die aus aller Welt Postkarten geschickt haben, ob sie nun aus Altenbach und Naunhof oder aus Neuseeland und New York kamen.

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Jetzt wird es Zeit für ein neues Kapitel, ein neues Leben beginnt und ich freue mich auf neue Herausforderungen, neue Ziele und neue Städte!

Allerliebste Grüße und ein gros bisous,

Lisa

Le Grand Journal – une véritable histoire d’amour!

Das Festival von Cannes erlebt gerade seine 65. Aufführung und für zwei Wochen strahlt die kleine Stadt an der Côte d’Azur mit den Hollywoodschönheiten à Brad Pitt (ohne Angelina Jolie!) um die Wette.
Da ich dieses Jahr die einmalige Gelegenheit habe, nur 30 Kilometer entfernt zu wohnen, bin ich gestern frohen Mutes mit Regenschirm und Kamera bewaffnet in den Zug nach Cannes gestiegen, um ein bekanntes Gesicht vor die Linse zu kriegen. So einfach wie gedacht war das dann aber doch nicht, vielleicht sollte ich mehr Filme schauen, um dann die Schauspieler auch zu erkennen 😉

Der Tag hat sich für mich dennoch gelohnt. Erstens, weil es nicht geregnet hat und zweitens, weil ich in der ersten Reihe meiner Lieblingssendung im französischen Fernsehen stand!
Le Grand Journal (vom Petit Journal berichtete ich zum Frauentag bereits) ist nämlich vor Ort, direkt gegenüber vom Hôtel Martinez und sendet von dort aus jeden Tag zwei Stunden live über das Geschehen in Cannes. Das Ganze ist Open Air und wer sich auf ein bis zwei Stunden Warten einstellt, hat (wie ich) einen super Platz in der ersten Reihe und kann MICHEL TELO in die Augen schauen 🙂 Der war nämlich gestern da und hat in der Sendung seinen Hit „Ai se eu te pego“ performt – und danach, quasi als Zugabe noch einen neuen Song, direkt nach der Sendung.

Ansonsten war es einfach mal interessant zu sehen, wie so eine Live-Sendung produziert wird und da die Sendung schon ein wenig Kult in Frankreich ist, waren sehr viele meiner Freunde hier neidisch. 🙂 Ääätsch, ihr Lieben 😉

Für diesen Le Grand Journal-Traum musste dafür Brad Pitt leider ohne mich auskommen. Der war nämlich ungefähr einen Kilometer von mir entfernt, sah grässlich aus mit seinen langen Haaren und ging gekonnt die rote Treppe hoch in den Saal, um sich seinen Kinofilm „Killing them softly“ anzuschauen. Dort waren noch mehr Menschenmassen unterwegs und ich hätte wahrscheinlich froh sein können, wenn ich ein Stück Anzug von Brad gesehen hätte – da schau ich mir doch lieber Michel Teló in einem Meter Entfernung an 🙂

Sonne, Strand und Meeeeeeer

Den Männertag haben wir Mädels zu einem wundervollen Frauentag gemacht 🙂 Hier in Frankreich wird der Männertag nicht gefeiert, es ist nur ein Feiertag (Himmelfahrt) wie jeder andere.
Durch den strahlenden Sonnenschein sind wir, Emily, Lucía und ich, an den Strand von Bamboo Plage und haben uns einen tollen Tag gemacht! Gegen Mittag kam dann noch Mathieu zu uns und wir faulenzten und fläzten uns auf unseren 14-Euro-Strandliegen.

Gegessen haben wir dann im strandeigenen Restaurant, für mich gab es einen Salat mit Tomaten, Champignons und Ziegenkäse-Toasties. Richtig, richtig lecker!! Die anderen verwöhnten sich mit Hamburger und Pommes oder einem Pan Bagnat. Danach, wieder an den Strand – der Rücken musste ja auch gebräunt werden! 🙂

Gegen 18 Uhr wurde es dann etwas frisch und wir gingen nach einer Rechnung von 135,50 € nach Hause, um die Sonnencreme abzuduschen und uns für den Abend fertig zu machen. Wir Mädels hatten nämlich am Strand beschlossen, den gemeinsamen freien Abend auszunutzen und ins Kino zu gehen – „Je te promets“ (Originaltitel „The Vow“) war dann ein zu Tränen rührender, mit einem Lächeln im Gesicht endender Mädchen-Film.
Da wir den Anschlussbus nach Hause verpasst hatten, ging es zur „Überbrückung“ mal wieder ins Ma Nolans. Für die Mädels war das das erste Mal, ich kenn mich mit den Cocktails ja schon etwas besser aus 😉 Da ich jedoch am nächsten Tag in der Frühschicht war und somit 6.30 Uhr aufstehen musste, hab ich Lucía und Emily gegen Mitternacht alleine gelassen und den Bus Richtung WG genommen.
Die beiden hatten noch richtig Spaß, sie fanden eine Disco, die ganz gute Musik gespielt hat und sind bis zum Schließen dieser geblieben. 🙂

Den Tag danach pflegten wir dann unseren Sonnenbrand, der uns alle drei erwischt hatte und meinten im Einklang, dass wir so einen Tag mal wieder machen müssen. 🙂

Je vous présente…

…le nouveau Président de la République Française: François Hollande

 

Gestern Abend in der heimischen WG-Wohnküche:

Aaaah, non…p’tain!!!! C’est pas vrai…c’est grave, j’arrive pas à y croire. Putain, il a réussi avec son programme de merde. Les Français sont tous cons!!!

 

O-Ton meiner französischen Mitbewohnerin Marion. Punkt 20 Uhr wurde das Ergebnis bekannt gegeben, die Sekunden wurden runter gezählt wie zu Silvester, und dann erschien auf dem Bildschirm das Foto Hollandes mit der Zahl 52,0 %. Die Franzosen hatten entschieden. Gegen Sarkozy. Für Hollande.
Und nun? Hitzige Debatte in unserer Küche. Wir Ausländer versuchen zu verstehen, was passieren wird, wenn Hollande sein Wahlprogramm- und versprechen wirklich durchzieht. Fragen wie „Darf Sarkozy in 5 Jahren wieder kandidieren?“, „Kann Hollande gestoppt werden?“ und „Was wird Sarkozy jetzt machen?“ hallen durch die Küche.

Zumindest auf die letzte Frage kann ich eine Antwort geben. Le Président sortant, der scheidende Präsident, findet berührende, ehrliche Worte und hält eine Rede, die viele Franzosen zu Tränen gerührt hat. Er bedankt sich für das Vertrauen, das die Franzosen ihm geschenkt haben, er spricht von der Liebe zu seinem Land, Frankreich und er beglückwünscht François Hollande – eine Geste, die ich sehr sympathisch und aufrichtig fand.

Nicolas Sarkozy werde ich gut in Erinnerung behalten. Ob das auch für Hollande gelten wird, werden wir sehen. Jetzt muss er nämlich erst einmal Taten auf seine vielversprechenden Worte folgen lassen.