Die letzten Tage sind irgendwie wie im Flug vergangen, weil sich schon ein ganz klein wenig der Alltag eingeschlichen hat. Da ich ja bis 23 Uhr arbeite, geh ich meist mit schmerzenden Füßen ins Bett, nachdem ich noch kurz meine Mails gelesen habe. Dann schlafe ich bis 9 Uhr, dann gibt’s Frühstück und dann beantworte ich Mails, gehe einkaufen, räum auf oder genieße einfach nur die Sonne auf dem Balkon. Gegen 13 Uhr geh ich mich dann duschen und viertel 3 bin ich dann schon auf dem Weg zur Arbeit, um pünktlich da zu sein und um genug Zeit zu haben, falls noch irgendwas zu klären ist. Von meinem Arbeitstag habe ich ja bereits erzählt, es hat sich bis jetzt auch noch nicht viel geändert. Manche Tage sind etwas langweilig, weil ich Akten sortieren muss oder die Ankünfte für die Gruppen vorbereiten muss. Das macht keiner gern und deshalb wird die Arbeit gern an die Praktikanten, in diesem Fall also an mich, abgedrückt. Die Gruppenankünfte sind immer eine Sache für sich und eigentlich total simpel, nur irre zeitaufwändig. Ich muss zunächst eine Tabelle ausdrucken, in der alle Ankünfte der Gruppen aufgelistet sind. Die jeweiligen Gruppen, wir haben jeden Tag Emirates und zur Zeit noch irgendein Pharmaunternehmen, bekommen dann extra „Willkommens-Briefe“ – diese müssen von A4 auf A6 gefaltet werden, damit man sie dann in die Umschläge stecken kann. Das Pharmaunternehmen hatte rund 300 Teilnehmer, ratet mal, wer 300 Briefe gefaltet hat….. 😀 Es war dennoch ein wenig lustig, weil man das Mitleid der anderen merkt und immer, wenn jemand grad mal nichts zu tun hatte, hat mir derjenige ein wenig geholfen.
Im letzten Artikel hatte ich mich ja zur Genüge über das Essen in der Cafeteria des Hotels ausgelassen, die letzten Tage ist es aber immer besser geworden, was vor allem daran liegt, dass die „Maschine“ wieder geht. Es gibt nämlich so einen Automaten, in dem abends das ganze Essen verstaut wird und man sich mit so Wertmünzen, die man in der Personalabteilung bekommt, seine Mahlzeit zusammenstellen kann. Für eine Münze gibt es jeweils eine Vorspeise (Salat), eine Hauptspeise und ein Dessert (Käse und Joghurt). Und dazu gibt es oft im Kühlschrank noch „gratis“ Kuchen, der vom Tag übrig geblieben ist. Insgesamt ist das Essen jetzt also viel besser geworden, weil nicht jeder so viel nehmen kann wie er will. Wenn man allerdings erst spät seine Pause macht, kann es passieren, dass einiges schon leer ist.
Ansonsten habe ich mir jetzt ein kleines Heft zugelegt, in das ich neue Vokabeln schreibe, die ich so höre und die benutzt werden. Diese Woche ist ein Wort hinzugekommen, dass ich wohl nie mehr vergessen werde: le furet – das Frettchen. Jonathan hat mir in seiner Pause erzählt, dass er so ein Ding als Haustier hat und ich hab natürlich nicht verstanden, was er denn nun als Haustier hat. 😀 Er hat versucht, es mir zu erklären, aber mir ist kein Tier eingefallen, das größer als eine Ratte ist, aber fast genauso aussieht. 😉 Als wir wieder oben an der Rezeption waren, haben wir dann im Internet gegoogelt, was er meinte – und heraus kam Frettchen … es war wirklich lustig, weil er danach erklärte, dass er mit seinem Frettchen, das er übrigens in Japan gekauft hat, oft im Park spazieren geht. 🙂 Die sind schon ein wenig „bizarre“, die Franzosen. 🙂
In der Nacht von Freitag zu Samstag gab es hier in Nice ein echtes Naturspektakel zu beobachten: zum ersten Mal, seit ich hier bin, hat es geregnet! Faye und ich waren so begeistert davon, dass wir unbedingt ein paar Fotos schießen mussten. Es erinnerte uns beide so sehr an England bzw. Deutschland, dass wir überglücklich waren, etwas Bekanntes zu erleben. Zudem war das Gewitter schön anzusehen, da die Wolken noch dunkelrot bzw. lila vom Sonnenuntergang war. Im Spiel mit den Blitzen sah das Ganze einfach
phänomenal aus – die Bilder können die Eindrücke leider nicht so gut wiedergeben.
Außerdem haben wir einen kuschligen Mädelsabend veranstaltet, mit heißer Schokolade und Kerzen 🙂 Dazu gab es eine französische Quizsendung, bei der wir gleich wieder ein paar Vokabeln gelernt haben. Ich hoffe, dass es diese Abende in nächster Zeit öfter geben wird.
Seit gestern ist auch eine neue Praktikantin hier, Lara aus den Niederlanden. Nadine, die Deutsche, hatte vorher ihre Koffer gepackt, so dass jetzt ein wenig Platz ist und Lara die erste Woche bei mir schlafen wird.
Mein zweiter Koffer ist ja nun auch schon angekommen und deshalb habe ich gestern den ganzen Tag mein Zimmer aufgeräumt und den Schrank neu eingeräumt. Ich bin wirklich froh, wenn ich dann das Zimmer für mich habe, da kann ich mich in zwei Schränken ausbreiten und muss nicht alle Klamotten quetschen.
Mit Lara bin ich gleich super zurecht gekommen, wir reden nun alle miteinander hauptsächlich Französisch, aber wenns mal nicht weitergeht, dann auch immer mal auf Englisch. Lara hat auch ein paar Jahre Deutsch gelernt und sie versteht mich wirklich gut.
Heute waren wir dann zu dritt am Strand, weil wir alle unsere freien Tage Montag und Dienstag haben, was ziemlich cool ist. Wir sind nach Villefranche-sur-Mer gefahren, das ist ein kleiner Ort, der ungefähr 15
Kilometer von Nice entfernt ist. Dort war es wirklich atemberaubend wunderbar schön. Wenn ich alt und runzlig bin, möchte ich ein Haus dort haben, mit Blick aufs Meer. Auf den Fotos könnt ihr ja sehen, dass es wirklich wunderschön war.
Der Strand war leider nicht, wie ein Kollege mir gesagt hatte, ein Sandstrand, aber die Kiesel waren sehr klein und so war es letztendlich ein sehr erholsamer Tag für uns alle. Mittags sind wir in ein kleines Bistro gegangen, das direkt am Strand lag und haben köstliches Bruschetta gegessen. Das Meer war mal wieder wunderbar und es strahlte in Villefranche auch richtig blau, ich kann immer noch nicht glauben, dass ich diese wunderbaren Orte immer erreichen kann. 🙂
Leider hatte ich mich anscheinend nicht gut genug eingecremt, so dass ich jetzt richtig schönen Sonnenbrand (coup de soleil, um mal den Titel zu erklären) hab, der zudem auch noch ganz schön wehtut. Ich hoffe, das geht bald vorüber. 🙂
Abends hat sich Lara mit einer Freundin getroffen, die in Monaco ihr Praktikum absolviert und Faye und ich haben ein wenig entspannt, Nudeln gekocht und gequatscht.
Unser Fazit war, dass es sich hier wirklich leben lässt 🙂